Ron Steinke | ![]() |
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Teamplay für Überwachungstechnik | Heft
4/2005 It's the equality, stupid! Mit Recht gegen Diskriminierung Seite 138 |
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Das Sicherheitskonzept der WM 2006 |
"Die Nelke im Knopfloch meines Ministeriums" war für Otto Schily - der Sport. Welche Blüten die Sicherheitspolitik Schilys im Schatten der nahenden Fußball-Weltmeisterschaft getrieben hat, erfuhr die Öffentlichkeit am 25. Mai 2005. Im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion stellte der damalige Bundesinnenminister mit Länderkollegen das "Nationale Sicherheitskonzept" zur WM 2006 vor. Nach dem Konzept blüht SportsfreundInnen vor allem die Durchleuchtung: Bund und Länder setzen auf personalisierte Eintrittskarten mit Funkchip, mobile Fingerabdrucksysteme und biometriegestützte Videoüberwachung. Nachdem bereits in zahlreichen Landes-Polizeigesetzen unter Hinweis auf "Hooligan-Touristen" Verschärfungen v.a. in Richtung Präventiv-Haft durchgesetzt worden sind, kündigt sich nun die große Stunde der Überwachungstechnik an. Dabei kooperieren die Sicherheitsbehörden eng mit dem Deutschen Fußballbund (DFB). Fans unter Generalverdacht Wer ein WM-Spiel besuchen oder per Großleinwand verfolgen will, wird
gescannt. Viele WM-Städte, die Überwachungskameras bisher nicht großflächig
installiert hatten, ergreifen nun die Gelegenheit. Das "Nationale Sicherheitskonzept"
sieht Spezialkameras vor, die in der Umgebung von Stadien, an öffentlichen
Plätzen und an Verkehrsknotenpunkten die Gesichter von PassantInnen biometrisch
erfassen und mit Polizei-Daten vergleichen. Unklar ist, wie lange die
Aufnahmen gespeichert und mit welchen Datenbanken die Bilder abgeglichen
werden sollen - die bundesweite Polizei-Datei "Gewalttäter Sport" könnte
nur eine von vielen sein, die dabei zum Einsatz kommen. "Mann-Deckung" per WM-Ticket Auch der kommerzielle Veranstalter der WM, der DFB, hat im diffusen "Bedrohungspotential"
einer Großveranstaltung mit über 3 Millionen BesucherInnen eine günstige
Gelegenheit erkannt. Bereits bei der Bestellung der Tickets über das Internet
wurde von KaufinteressentInnen ein kompletter Datensatz verlangt: Name,
Geburtstag, Anschrift, Nationalität, Kreditkarten- und Personalausweisnummer
sowie bevorzugte Mannschaft. Auf diese Weise kamen ca. 30 Millionen Datensätze
allein aus Deutschland zusammen. Deren Übermittlung an "Sicherheitsbehörden"
sowie "für Werbezwecke an offizielle Partner/Nationale Förderer und an
die FIFA" behielt sich der DFB im Bestellformular vor. Absage an Datenschutz Für die Vermarktung der Funkchip-Technik wird die WM womöglich - ähnlich
wie für die Biometrie - einen entscheidenden Schub bringen. Widerstand
gegen die "Schnüffeltechnik" regt sich bislang nur von Seiten der Verbraucherzentralen
und von kritischen Fangruppen. Der DFB besitzt nun einmal ein Monopol.
Wer mit seiner Datenschutzpolitik nicht einverstanden ist, kann die WM
nur boykottieren - wie es das "Bündnis Aktiver Fußballfans" auch tatsächlich
empfiehlt. Alle anderen BesucherInnen werden nach der WM wohl als Beleg
für die "breite Akzeptanz" der neuen Techniken herhalten müssen. Ron Steinke studiert Jura in Hamburg. |