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Vom 26. - 28. 11. 2004 fand der diesjährige Rechtspolitische Kongress
des mittlerweile seit 15 Jahren bestehenden Bundesarbeitskreises kritischer
Juragruppen (BAKJ) zum Thema "Repressiver Sozialstaat" an der Hochschule
für Wirtschaft und Politik Hamburg statt.
Worum ging es?
Das zweimal jährlich von kritischen JurastudentInnen in wechselnden Städten
organisierte Treffen befasste sich diesmal mit der Umdefinierung des Sozialstaats
hin zu einem "aktivierenden Staat" des "Förderns und Forderns". Es wurden
die Konsequenzen beleuchtet, die diese Veränderung für bestimmte Bevölkerungsgruppen
hat, wie beispielsweise MigrantInnen, Flüchtlinge, SozialhilfeempfängerInnen,
DrogenkonsumentInnen oder Erwerbslose.
Der Kongress begann am Freitagabend mit zwei interessanten Vorträgen.
Jürgen Kühling, Richter am Bundesverfassungsgericht a.D., befasste
sich mit der Gefahr der Zurückdrängung der Grundrechte durch
die an Priorität gewinnende "innere Sicherheit". Andreas
Bachmann, Redaktionsmitglied der Gewerkschaftszeitung "Express",
referierte über die Rolle des autoritären Staates und dessen
bedrohlich wachsende Einflussnahme auf die individuelle Lebensplanung.
In den verschiedenen Arbeitsgruppen am Samstagvormittag wurden das Kongressthema
und andere aktuelle spannende Themen rechtlich vertieft. Es gab AGs zu
folgenden Themen: Hartz IV, das neue Zuwanderungsgesetz, die Hochschulreform,
die Antidiskriminierungsgesetze sowie Versammlungsfreiheit und Polizei.
Während des gesamten Wochenendes kamen immer wieder sehr interessante
Diskussionen zustande und vor allem in den AGs gab es Gelegenheit in kleiner
Runde ein Thema inhaltlich zu vertiefen und sich auszutauschen.
Drumherum
Die ungefähr 50 TeilnehmerInnen kamen aus verschiedenen Städten, Berlin,
Bremen, Göttingen, Münster und Greifswald waren vertreten. Zum Teil sind
die Leute in kritischen Juragruppen organisiert, zum Teil waren es Einzelpersonen,
weil es vor Ort keine Gruppe mehr gibt. Neben den JurastundentInnen besuchten
auch andere am Thema Interessierte den Kongress.
Um den Angereisten die Stadt ein wenig näher zu bringen, fand am Samstagnachmittag
eine alternative Hafenrundfahrt statt, auf der unter anderem über die
Situation der Hafenarbeiter während des Dritten Reichs referiert wurde.
Am Samstagabend stellten sich Forum Recht und der Grundrechte Report vor
und stießen auf großes Interesse unter den Teilnehmenden.
Am Sonntagvormittag wurde ein neuer SprecherInnenrat gewählt, bestehend
aus Cornelia (Hamburg), Erkan (Bremen), Pascal (Münster) und Philipp (Berlin).
Herzlichen Glückwunsch! Als die RedakteurInnen für den Grundrechtereport
gewählt werden sollten, wurden Differenzen der Redaktionsmitglieder untereinander
deutlich. Zum Teil wurde darüber gesprochen. Im Ergebnis einigte man sich
darauf, dass die Redaktionsmitglieder klärende Gespräche führen sollten
und in der jetzigen Konstellation bis zum nächsten Kongress weiter machen
sollen. Auf dem nächsten Kongress wird dann über das weitere Vorgehen
beschlossen.
Von nur wenigen Leuten auf die Beine gestellt, war der Kongress in organisatorischer
Hinsicht eine Glanzleistung. Für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt,
der Ablauf war reibungslos. Nur die Punk-Band hätte Freitagnacht lieber
leise Schlaflieder, anstatt ihr übliches Repertoire proben sollen, dann
wäre auch die Schlafplatzsituation perfekt gewesen. Sowohl Freitag- als
auch Samstagabend konnte wer wollte das hanseatische Nachtleben genießen.
Schade war nur, dass sich dabei die Gruppe zersplitterte und es somit
keine gemeinschaftliche Abendgestaltung gab. Für engagierte JuristInnen,
oder die, die es noch werden wollen, werden wollen, war besonders die
Vorstellung der einzelnen aktiven Ortsgruppen interessant, die durch Beschreibung
ihrer Arbeit kreative Anstöße gaben.
Insgesamt war die Veranstaltung erfolgreich. Wir freuen uns bereits auf
den nächsten Kongress in Berlin, der im Mai 2005 stattfindet, und auf
dem sich hoffentlich wieder viele Interessierte und Engagierte zusammenfinden.
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