Lydia-Kathrin Hesse |
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Zuckerrohr gegen Zuckerrübe | Heft
3/2005 Hartz fear Seite 103 |
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Seit Jahren steht die EU unter Druck, ihre traditionell von Agrarprotektionismus
und Präferenzsystemen geprägte Landwirtschaftspolitik WTO-konform zu gestalten.
Nun geht es dem Zuckermarktregime an den Kragen. Erwartungsgemäß bestätigte
das Streitschlichtungsorgan der WTO am 28. April 2005 im Berufungsverfahren
seinen vorangegangenen Schiedsspruch. Danach verstoßen EU-Zuckerexporte
teilweise gegen das geltende WTO-Agrarabkommen, da die EU insgesamt das
Dreifache des dort erlaubten subventionierten Zuckers exportiert. Maßgeblich
richtete sich die Entscheidung gegen die als nicht subventioniert deklarierten
Export-Produktionsüberschüsse (sog. C-Zucker) der EU-Zuckermarktordnung.
De facto werden sie aufgrund einer Mischkalkulation des EU-Binnenmarktzuckers
quersubventioniert und können nur so von der EU zu Weltmarktpreisen angeboten
werden. Die EU unterbietet damit wettbewerbsfähige Produzenten aus Übersee,
wie die beschwerdeführenden Staaten Brasilien, Australien und Thailand
- allesamt Zuckerrohrgroßproduzenten. Bereits im März hatte die WTO eine
ähnliche Entscheidung gegen die USA wegen deren Baumwollsubventionen erlassen. Lydia-Kathrin Hesse, Dresden 1 Afrika, Karibik, Pazifik |