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Rechtswissenschaft ist nicht so unpolitisch wie es auf den ersten Blick
scheint. Wenn etwa Gerichte Interessenskonflikte schlichten, reicht die
bloße Anwendung des Gesetzes oder die Aufklärung des Sachverhaltes nicht
aus. Dann müssen Interessen bewertet und abgewogen werden. Woher aber
nehmen die RichterInnen ihre Wertungen? Folgen sie lediglich dem Zeitgeist
oder bilden sie sich ein eigenes Urteil? Und wenn ja, wessen Interessen
werden gestärkt, wessen werden vernachlässigt?
Wer das juristische Handwerkszeug beherrscht, hat Gestaltungsmacht. Deshalb
lohnt es sich gerade für politische Menschen, Jura zu studieren. Nicht
eine Unterwanderung der Justiz ist das Ziel, sondern deren Pluralität.
Konservative ÜberzeugungstäterInnen, blasse OpportunistInnen, MaterialistInnen
und geistige FrühpensionärInnen gibt es in unserem Fach genug.
Schaut Euch um, macht Euch Gedanken, diskutiert mit anderen. Ihr seid
nun Teil des juristischen Diskurses, und dieser Diskurs ist für das Klima
unserer Gesellschaft nicht unbedeutend! Widerspruch ist dabei nicht nur
eine Bereicherung oder Verzierung. Er ist vielmehr die Voraussetzung für
einen Meinungspluralismus, ohne den eine demokratische Ordnung zu einer
leeren Hülle verkommen müßte.
Wir hoffen, daß wir Euch in diesem Heft einige Anregungen für Einwände,
Widersprüche und Nachfragen im Jurastudium geben können.
Die Redaktion
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