Heft 1 / 2002:
könnte besser sein
Sozialrecht
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Juniorprofessuren - die ideale Nachwuchsförderung?
 

Endlich soll alles besser werden für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Habilitation ist gestrichen, dafür dürfen junge WissenschaftlerInnen nach ihrer Promotion gleich erfahren, was es heißt, eine Professur zu übernehmen. Allerdings zeitlich begrenzt: Nur bis zu 12 Jahre dürfen im Lebenslauf für eine befristete Stelle aufgeführt werden, davon maximal 6 Jahre nach der Promotion. Im Klartext: wer innerhalb von sechs Jahren nach Erlangung der Doktor(a)würde keine unbefristete Professur erlangt, ist raus. In der Zeit davor übernehmen die gerade Promovierten all die Aufgaben, die ein/e volle Professor/in ebenfalls hat: Forschung, 8 Semesterwochenstunden Lehre, möglichst viele innovative Publikationen, Verwaltung, Betreuung von Abschlussarbeiten, Gremientätigkeit, Drittmittelbeschaffung. Ein zweites Buch wird immer noch erwartet - es heißt nur nicht mehr Habil und wird auch nicht von dem/der BetreuerIn beurteilt, sondern nach einem staatlich kontrollierten, mehrstufigen Beurteilungsverfahren. All diese Tätigkeiten fließen in die Evalution ein, nach der schlussendlich entschieden wird, ob der/die NachwuchswissenschaftlerIn überhaupt für eine unbefristete Professur in Betracht gezogen wird. Nur: ob in allen Ländern auf die Habil als mitentscheidendes Berufungskriterium verzichtet wird, ist mehr als fraglich. Denn letztlich entscheiden die Fakultäten, wer einen Lehrstuhl erhalten soll.

Eigentliches Ziel des 5. Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes, das am 9. November 2001 den Bundestag passiert hat, sind einige typisch deutsche Missstände: Überalterung der ProfessorInnenschaft durch überlange (Aus)Bildungszeiten des Wissenschaftsnachwuchses (der häufig erst mit Anfang 40 die erste Berufung erhält), zu wenig Frauen in der Wissenschaft, Abwanderung der besonders Qualifizierten über den großen Teich - wo übrigens die Juniorprofessur gleich auf den "tenure track", den Weg zu einer ordentlichen, unbefristeten Professur führt. Doch gerade diese Probleme löst die Reform anscheinend nur unzureichend. Viele WissenschaftlerInnen verlassen, schenkt man den einschlägigen Medien Glauben, bereits die Republik, um andernorts mit größerer Sicherheit und besseren finanziellen Mittel freier forschen zu können. Und Frauen mit Kind bleibt nur eine Chance: sich einen Hausmann zu angeln, der wie bis dato die Professorengattin nun umgekehrt seiner Frau den Rücken freihält, damit sie trotz Familie auch weiterhin Hochschul-Karriere machen kann.

Ulrike Göbel, Nürnberg.

Links zum Thema: www.thesis.de, www.wissenschaftsnachwuchs.de