xxx

  Dokumentation   Forum Recht Home

 

HWP in Bewegung   Heft 3/2004
Dataismus -
eine Gesellschaft überwacht sich selbst

Seite 101
für eine kritische Wissenschaft  
 

Die Studierenden der HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik - haben im Juni 2004 ihre Präsidialverwaltung besetzt. Seit etwa drei Jahren leisten sie Widerstand gegen die vom Hamburger Rechtssenat geplante Fusion ihrer Hochschule mit der Hamburger Universität, die nach den Planungen zur Zerschlagung der HWP und ihrer sozial- und bildungspolitischen Konzeption führen würde.

Das soziale und gesellschaftskritische Profil der HWP

Die HWP ist eine Reformhochschule, an der Studierende interdisziplinär und praxisorientiert Wirtschafts-, Rechtswissenschaften und Soziologie studieren. Als "Akademie für Gemeinwirtschaft" im Jahre 1948 von Gewerkschaften und Genossenschaften gegründet, zeichnet sich die HWP nach wie vor durch eine gesellschaftskritische Forschung aus, die einen wissenschaftlichen Praxistransfer leistet. Die bildungs- und sozialpolitische Ausrichtung der HWP garantiert einen bundesweit einmaligen quotierten Hochschulzugang für Menschen ohne Abitur, sowie das Recht, aus sozialen Gründen eine sofortige Zulassung an der HWP zu erhalten. Deshalb haben Flüchtlinge und MigrantInnen an der HWP größere Chancen, einen Studienplatz zu erhalten. Berufstätige Studierende können ein Teilzeitstudium absolvieren.
Geplant ist nun die Fusion der HWP mit den Fachbereichen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften unter dem Dach der Universität Hamburg. Die Zerschlagung der HWP ist Teil der vom Hamburger Rechtssenat betriebenen vollständigen Umstrukturierung der Hamburger Hochschullandschaft sowie einer mit der Novellierung des Hochschulgesetzes 2003 manifestierten repressiven Hochschulpolitik. Grundlage dieser Planungen ist das Strukturgutachten einer ExpertenInnenkommission unter Vorsitz des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi. Das Strukturgutachten trägt die Handschrift des "CHE - Centrum für Hochschulentwicklung" der Bertelsmann- Stiftung, die mit der Unternehmensberatung McKinsey windige Arbeitsmarktprognosen formulierte, anhand derer ganze Studiengänge und Fachbereiche vor allem der Geistes- und Sozialwissenschaften aufgelöst werden sollen.

HWP in Bewegung - für eine kritische Wissenschaft!

Besetzung zur Rettung der HWP!

Die Studierenden protestieren mit der Besetzung der Präsidialverwaltung gegen die Zerschlagung der HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik - durch den Rechtssenat in Hamburg.
Wir streiten für die bildungs- und sozialpolitische Konzeption der HWP: Für einen offenen Hochschulzugang und für eine kritische Wissenschaft in Forschung und Lehre. Wir setzen uns für die interdisziplinären Studiengänge, den Hochschulzugang für Menschen mit und ohne Abitur und die sozialpolitischen Rechte der Studierenden an der HWP ein.
Unser sozialer Ungehorsam richtet sich gegen den massiven Abbau von Studienplätzen, gegen Studiengebühren und Zwangsexmatrikulationen sowie die Aushebelung von Mitbestimmungsrechten an den Hamburger Hochschulen. Wir solidarisieren uns mit den Protesten gegen die repressive Politik des Rechtssenats in Hamburg und dem Widerstand gegen den bundesweiten Bildungs- und Sozialabbau.

Deshalb fordern wir:

- die Hochschulautonomie für die HWP, die einen offenen Hochschulzugang für Menschen mit und ohne Abitur und interdisziplinäre Studiengänge ohne restriktive Zugangsbeschränkungen sichert!
- die Demokratisierung der Mitbestimmungsgremien an den Hochschulen, damit die verfassungsrechtlichen Mitbestimmungsrechte der Gruppenhochschule ausgebaut werden!
- eine staatliche Grundsicherung statt der Einführung von Studiengebühren, die aus finanziellen Gründen zum Studienabbruch führen!
- die bedarfsdeckende Finanzierung von Bildung und deren Institutionen durch die Einführung der Vermögens- und Erbschaftssteuer!
- den Ausbau der Studienplatzkapazitäten - für mehr Studienplätze und ein besseres Betreuungsverhältnis von ProfessorInnen zu Studierenden!
- das politische Mandat für die Verfassten Studierendenschaften - das Recht auf Meinungsfreiheit darf nicht eingeschränkt werden!

Die Verhandlungen zwischen HWP und Universität Hamburg zur Gründung einer Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind gescheitert: Der "Masterplan" des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) für die Fakultätsgründung listet weitaus mehr Dissense als Konsense auf. Das von Wissenschaftssenator Dräger und CHE formulierte Ziel, die Konkretisierung der Fusionspläne mit den beteiligten Akteuren abzustimmen, ist zu einer Farce geworden. Der Leitidee des CHE, die Hochschulen zu Profitcentern im Interesse der Wirtschaft zu degradieren, stellen wir eine demokratische und emanzipatorische Perspektive von unten entgegen.
Wir fordern deshalb Wissenschaftssenator Dräger auf, seine Leitlinie zur Auflösung der HWP zurück zu nehmen und einem konstruktiven Kooperationsprozess zwischen HWP und Universität nicht im Weg zu stehen.

Weitere Informationen erhalten Sie unter:
www.asta-hwp.de oder www.hwp-in-bewegung.de

Spendenaufruf

Wir hoffen auf Solidaritätsbekundungen mit unseren Forderungen und auch auf finanzielle Unterstützung unserer Aktivitäten: Der zivile Ungehorsam und die Proteste der Studierenden gegen die Zerschlagung der HWP haben in den letzten zwei Jahren eine Vielzahl von versammlungsrechtlichen Verfahren und Ordnungsgeldstrafen in Höhe von insgesamt ca. 8.000,- Euro nach sich gezogen.
Deshalb würden wir uns auch über Spenden in jeder Höhe an den AStA der HWP, Hamburger Sparkasse, Konto-Nr. 12 38 14 28 95, BLZ 200 505 50, sehr freuen.