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Zwei sich gegenseitig egalisierende Machtblöcke bildeten jahrzehntelang das System des Kalten Krieges zwischen Ost und West: gegenseitige Abschottung, Wettrüsten, Stellvertreterkriege. Doch nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 und dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes ist die "alte" Weltordnung passé. Der Kapitalismus feiert weltweit einen Siegeszug.
In diesem Heft befassen wir uns mit der Frage, wie aus dem Zusammenspiel internationaler Organisationen eine Neue Weltordnung entsteht: Das vormalige Verteidigungsbündnis NATO definiert seine Ziele neu und überschreitet dabei auch die Grenzen der völkerrechtlichen Legalität; die UNO kann als weicher Riese, der auf vielerlei Interessen Rücksicht nehmen muss, scheinbar nur noch reagieren; dem Ziel der freien Weltwirtschaft verschrieben, wollen IWF und WTO die Geldzirkulation und den globalen Handel erleichtern und nehmen dabei direkt Einfluss auf die Politik einzelner Staaten. Dagegen müssen das größer gewordene Deutschland und die Europäische Union, die sich nicht mehr nur als Wirtschaftsbündnis versteht, ihre Rolle in der Neuen Weltordnung erst noch finden. Militärische Konflikte werden zunehmend mit dem Schutz der Menschenrechte legitimiert: Steckt in den Menschenrechten ein Kern mit universeller Geltung oder dienen sie nur der Aufrechterhaltung einer völkerrechtlichen Ordnung nach den Maximen der Mächtigen der westlichen Welt?
Bleibt zu fragen, ob in der Neuen Weltordnung positive Impulse zu erwarten sind, so die Stärkung demokratischer Strukturen, die Nivellierung des Nord-Süd-Gefälles, eine gerechtere Verteilung der Ressourcen, die Verhinderung der militärischen Durchsetzung wirtschaftlicher und strategischer Interessen. Zu befürchten ist allerdings, dass sich innerhalb des bestehenden Systems die alten Machtinteressen durchsetzen werden.
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