Was machst du heute?
Momentan bin ich Referendarin in Berlin. Als ich noch Redakteurin bei ForumRecht war, habe ich die Arbeit an einer rechtshistorischen Promotion zum Thema „Politischer Streik. Rechtsgeschichte und Dogmatik des Tarifbezugs und des Verbots des politischen Streiks“ begonnen. Wenn ich das Referendariat überstanden habe, möchte ich gern die Interessen von Arbeitnehmer:innen und Gewerkschaften juristisch vertreten.
Wann und wie lange warst du bei der Forum Recht? Wie bist du in die Redaktion gekommen?
Ich war im vierten Semester meines Jurastudiums an der Humboldt-Universität in Berlin im Jahr 2014, als ich zu ForumRecht kam. Freund:innen vom akj Berlin hatten mich auf die Redaktion aufmerksam gemacht. Mein erstes Redaktionstreffen war eines der langen Meta-Treffen im Sommer in einem brandenburgischen Dorf – in der Barbarei, wie es eine Redakteurin nannte – die Menschen dort standen kurz vor den Landtagswahlen und das Örtchen war voller AfD Plakate. Ich habe das Treffen so in Erinnerung, dass wir viel über den gesellschaftlichen Rechtsruck diskutierten. Ich war sehr beeindruckt, wie informiert und meinungsstark innerhalb der Redaktion gestritten wurde.
Ich hatte selbst einen Artikel geschrieben, der auf einer Studienarbeit für die Uni basierte und konnte bei der Besprechung des Textes erleben, wie man solidarisch Kritik übt und saubere Analysen fertigt, ohne sich in Paragraphen, Substantivierungen und juristischen Stilblüten zu verlieren. Ab dann war ich bis Ende 2020 aktives Mitglied in der Redaktion.
Was hast du in der Redaktion für Aufgaben übernommen?
Ich war von Anfang an verantwortlich für das Erstiheft und hab ziemlich schnell nach meinem Einstieg in die Redaktion die Kategorie „Recht Kurz“ betreut. Das hat mir großen Spaß gemacht, weil ich so immer auf dem Laufenden blieb, welche wegweisenden, witzigen oder skandalösen Urteile die Gerichte gesprochen hatten. Über das Redigieren vieler kleinerer Beiträge durfte ich unterschiedliche Stile und Schwerpunktsetzungen kennenlernen.
Was hat die Arbeit bei der Forum Recht für dich bedeutet? Was bedeutet sie dir heute?
Ich habe unfassbar viel gelernt, was das Studium nicht vermitteln konnte. Dazu gehörte, von linken Debatten zu erfahren, Kritik an Rechtslage und der Rechtsprechung zu üben und einen Schritt zurückzutreten und das Recht in der bürgerlichen Gesellschaft zu betrachten. In der Redaktion habe ich dann über die Diskussionen, das Redigieren der Beiträge und das eigene Schreiben gelernt, all diese Überlegungen aufs Papier zu bringen. Ich denke, dass ich mich ohne die Erfahrungen bei ForumRecht nicht getraut hätte, eine Dissertation zu schreiben. In den Jahren in der Redaktion durfte ich viele sehr kluge, lustige und solidarische Studierende in verschiedenen Städten und Universitäten und die dort erkämpften linken Räume kennenlernen und Freundschaften schließen.
Hast du eine Lieblingserinnerung an deine Zeit in der Redaktion?
Nach den langen Besprechungen der einzelnen Texte war die Kreativphase am Samstagabend immer die albernste und beste Zeit. Sonst gibt es im Jurastudium ja nicht so viel zu lachen. Ich muss immer noch grinsen, wenn ich an Wachtmeister Dimpfelmoser und Horst Seehofer mit Schlappohren denke.
Liest du die Forum Recht noch? Wie gefällt sie dir heute? Was würdest du ändern?
Heute lese ich die Zeitschrift nicht mehr intensiv, aber durchblättere sie immer und schaue nach den aktuellen Themen und Zugängen zur Rechtskritik. Schließlich gibt es kein vergleichbares Format, in dem sich Autor:innen, die (noch) kein journalistisches oder akademisches Renommee genießen, zu einem Debattenbeitrag ermuntert fühlen und dieser Beitrag anschließend von einer Redaktion akribisch besprochen und betreut wird. ForumRecht füllt eine Leerstelle und ich will wissen, womit sich die neue Generation von kritischen Jurist:innen beschäftigt. Ich war noch bei der Konzeption der neuen Homepage beteiligt und frage mich, wie und ob ForumRecht als Printmedium überleben wird und wie sich die Redaktionsarbeit durch die schnelllebige Produktion von Texten ändern wird und vielleicht auch muss, um neue Leser:innen und Autor:innen begeistern zu können.