Wie geht’s?
Feierlaune!
Was machst Du heute?
Eigentlich dasselbe, was ich schon bei Forum Recht gemacht beziehungsweise zu einem guten Teil dort gelernt habe: juristische Entscheidungen ansehen, gegen das Licht halten und dann hoffentlich ihren politischen Kern durchschimmern sehen. Ich schreibe als rechtspolitischer Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung. Die Verpflegung ist nicht so gut, wie sie bei Forum Recht war.
Wann und wie lange warst Du bei der Forum Recht? Wie bist Du in die Redaktion gekommen?
Ich habe im ersten Studienjahr einen ersten Artikel eingereicht und im zweiten Studienjahr zum ersten Mal bei einer Redaktionssitzung mitgemacht, das war wahrscheinlich 2004. Manko: Die Redaktion war damals sehr hierarchisch. Es wurde viel diskutiert, aber am Ende ergriffen die Ältesten das Wort, und so, wie sie es richtig fanden, wurde es dann gemacht. Aber die Arbeit mit den Texten hat mir gleich Spaß gemacht.
Was hast Du in der Redaktion für Aufgaben übernommen?
Ich habe das Layout betreut und den Übergang vom höflich-hellen Fachzeitschriften-Cover zum schwarz-bunten Magazin-Cover mitorganisiert.
Was hat die Arbeit bei der Forum Recht für Dich bedeutet?
Es ist für Menschen, die nicht Jura studieren, immer wieder schwer zu glauben, wie unreflektiert, oft auch von oben herab, die Vermittlung juristischer Doktrinen an den Hochschulen bis heute abläuft. Es gleicht über weite Strecken eher einem technischen Studium, die juristische „Dogmatik“ wird vermittelt wie eine Art von Elektrotechnik. Guck mal, wow, wenn wir hier an einem Schräubchen drehen, dann leuchtet da ein Lämpchen! Das ist wirklich nicht gut genug. Hinzu kommt der Leistungsdruck, der zum Ende hin absurde Züge annimmt und seinerseits eine eher ungute Form der Sozialisierung bewirkt. Forum Recht war da eine Chance, etwas Anderes zu starten, selbstorganisiert.
Was bedeutet sie für Dich heute?
Die Arbeit bei Forum Recht hat mir wirklich Welten geöffnet. Sie hat mich mit lauter interessanten Menschen in Kontakt gebracht, von denen ich lernen konnte, das wirkt bis heute nach. Der sprachliche Anspruch, dass die Texte in Forum Recht möglichst auch für Menschen außerhalb des juristischen Mikrokosmos zugänglich und lesbar sein sollen, war auch großartig. Das ist mir erst viel später wirklich klargeworden. Wenn man auf diese Weise nach neuen, treffenden Worten sucht für das, was man eigentlich sagen will, dann versteht man auch selbst den Kern der Sache viel besser.
Hast Du eine Lieblingserinnerung an Deine Zeit in der Redaktion? Einen Artikel, der Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Thilo Scholle hat mal einen kleinen Artikel geschrieben, in dem er die historische Figur Fritz Bauer kurz vorgestellt hat. Das hat mich als Leser gefesselt, ich war wirklich begeistert. Fritz Bauer hat als hessischer Generalstaatsanwalt in den 1950er Jahren heimlich mit dem Mossad zusammengearbeitet, um den NS-Verbrecher Adolf Eichmann in Argentinien kidnappen zu lassen. Das war die Form von Courage und Ringen um Gerechtigkeit, mit der ich mich im Studium gern befassen wollte, die ich aber anfangs fast nirgends fand. Damals gab es in juristischen Bibliotheken noch so gut wie keine Texte über Fritz Bauer, keine Monographie, das fand ich, als ich danach suchte, verblüffend und eigentlich entsetzlich. Hätte ich diesen Artikel von Thilo nicht gelesen, wäre ich wahrscheinlich überhaupt nicht oder erst viel später auf diese Geschichte gestoßen. Jahre später habe ich Thilo ihn kennengelernt und mich bedankt.
Liest Du die Forum Recht noch?
Ich habe immer noch ein Abo, ich blättere jede Ausgabe durch, wenn sie hereinflattert, und in der Regel bleibe ich an ein oder zwei Artikeln hängen. Ich finde, das Heft ist viel besser geworden. Die Redaktion ist heute viel größer und vielfältiger. Die Themenwahl ist oft mutiger, und auch die Covers und Überschriften sind in den letzten Jahren immer schärfer und unterhaltsamer geworden. Man bekommt richtig Lust auf mehr.