Was machst du heute?
Nach einer Station als rechtspolitischer Referent von Pro Asyl bin ich wieder in der Wissenschaft. Ich habe an verschiedenen Universitäten und Hochschulen Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft unterrichtet. Von 2021 bis 2023 war ich Vertretungsprofessor an der Universität Kassel, jetzt bin ich an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. Der redaktionellen Arbeit bin ich treu geblieben: Seit 2020 bin ich im Herausgeber*innenkreis des Reports „Recht gegen Rechts“, der jährlich erscheint und rechte Tendenzen im Recht wie auch Gegenstrategien dokumentiert.
Wie bist du zum Forum Recht gekommen?
Die Forum Recht habe ich früh über den arbeitskreis kritischer jurist_innen kennengelernt, den ich 2009 mit Freund*innen in Frankfurt am Main neugegründet habe. Wir waren natürlich auch schnell in den BAKJ eingebunden und haben 2010 einen Kongress in Frankfurt organisiert. Darüber habe ich die Redaktionsmitglieder der Forum Recht kennen gelernt und war schnell Feuer und Flamme. Mein allererstes Redaktionstreffen war auf dem platten Land in der Nähe von Hamburg, wo wir auf dem Feld gezeltet haben. Das war ziemlich unvergesslich. Ich war dann von 2011 bis 2016 aktives Mitglied in der Redaktion der Forum Recht. In der Redaktion habe ich vor allem redaktionelle Aufgaben gehabt, mehrere Hefte koordiniert und zum Teil Kontakt zu anderen Publikationen wie der Kritischen Justiz gehalten.
Was hat die Arbeit im Forum Recht für dich bedeutet?
Durch die Forum Recht habe ich die Mühlen der Redaktionsarbeit kennengelernt. Zu meiner Zeit sind wir jeden Artikel wirklich Zeile für Zeile durchgegangen, haben gemeinsam Stil und Rechtschreibung geändert und heftig über die Inhalte diskutiert – manchmal sogar zwei Stunden über nur einen Artikel, wenn er kontrovers war. Mir hat das aber sehr geholfen, auch wenn es manchmal nervig war. Denn erstens fand ich es ungemein produktiv, wie andere Leute auf Texte geschaut haben, und zweitens wurden dadurch meine eigenen Texte besser, weil ich viel mehr auf redaktionelle Fragen geachtet habe. Und natürlich hat man über die Forum Recht viele tolle Bekanntschaften geschlossen. Ich freue mich heute sehr, wenn ich zum Beispiel auf dem Kongress des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins ehemalige Kolleg*innen aus der Forum-Recht-Zeit treffe.
Hast du eine Lieblingserinnerung an deine Mitarbeit in der Forum Recht?
Relativ früh, als ich eingestiegen bin, gab es einen Generationenumbruch in der Forum Recht. Das war ziemlich schwierig. Aber es war toll, dass auf einmal der akj Freiburg angeboten hatte, eine Redaktionssitzung zu organisieren. Und dann waren aus der dortigen akj Gruppe ganz viele neue Leute dabei, die anschließend über Jahre das Heft getragen haben.
Viel Spaß hat mir das Heft zu Recht und (Pop-)Kultur gemacht (Ausgabe 2/2012), in dem wir tolle Beiträge über Filme und Serien hatten. Erst einmal musste ich andere Redaktionsmitglieder überhaupt überzeugen, dass so ein Schwerpunkt zur Forum Recht passt. Aber als wir dann auf der Sitzung über Casablanca und The Wire gestritten haben, hat es allen Freude bereitet.
Ist das Forum Recht für dich auch heute noch relevant?
Ich finde es toll, dass die Forum Recht weiterhin auf der Höhe der rechtspolitischen Debatte ist und in vielen Fällen Rechtsentwicklungen kritisiert, die zum Teil erst Jahre später in der Rechtswissenschaft entsprechend diskutiert werden. Insofern liefert die Forum Recht weiter Impulse! Die Frage bleibt aber – und die haben wir uns früher auch oft genug gestellt – inwiefern sich Zeitschriftenprojekte heutzutage angesichts vom überwiegend digitalen Lesen verändern müssen.