Heft 3 / 2001:
Datenspuren
Überwachung in der digitalen Welt
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Überwachung in der digitalen Welt
 

Immer mehr Bereiche unseres Lebens werden von Computertechnik bestimmt oder zumindest wachsam begleitet. Digitalisierte Informationen, die sich flexibel speichern, sammeln, durchsuchen, vergleichen, auswerten und schließlich auch noch filtern lassen, finden sich schon lange nicht mehr nur in der großen grauen Kiste auf oder unter unseren Schreibtischen - das weiß jedeR. Aber welches Ausmaß die Digitalisierung von allem und jedem inzwischen erreicht hat, machen wir uns nur selten klar.
Wo wir stehen und gehen werfen wir überall kleine oder große Datenpakete ab: beim bargeldlosen Bezahlen ebenso wie bei der Nutzung des Internets. Und damit nicht genug. Neben diesen mehr oder weniger freiwillig hinterlassenen Datenspuren, die wir für Interessierte zur Sammlung und Verwertung bereitstellen, werden noch mehr Informationen von staatlichen und privaten Stellen aktiv gesammelt. Werkzeuge sind hier beispielsweise Kameraüberwachung und kleine Informationspakete mit dem putzigen Namen "Cookies". Und auch die bunten ständigen Begleiter, die fast alle mit sich herumtragen - Mobiltelefone - sind ungeheuer praktisch. Gegenüber normalen Telefonen haben sie einfach den Vorteil, dass sie sich nicht nur abhören lassen, sondern auch noch "wissen", wo wir uns gerade aufhalten.
Und dabei hatte doch eigentlich alles so schön angefangen: Zunächst galt die "virtuelle Welt" als große Chance. In ihr herrschte eine besondere Art von Freiheit - freier Gedankenaustausch, freier Zugang zu Informationen und Meinungen von unten und damit neue Möglichkeiten für Demokratisierung und linke Bewegungen.
Aber innerhalb weniger Jahre hat sich gezeigt, dass das Internet eben keine neue "virtuelle Welt" ist, die die Probleme der analogen Welt hinter sich lassen kann. "Gut und Böse" gibt es hier natürlich genauso. Deswegen ist die Debatte um das Internet schon immer eine Debatte über die Reichweite der Freiheit, insbesondere der Meinungsfreiheit. Dabei geht es auch nicht mehr nur um die Frage, ob Nazi-Internetseiten zensiert werden sollen.
Auch die Freiheit, sich über bestimmte Meinungen zu informieren, ist bedroht.
Denn die Automatisierung hält auch bei der Inhaltskontrolle Einzug. Sie wird heutzutage vielerorts von Filterprogrammen übernommen, die unerwünschte Inhalte abwehren sollen. Und was als unerwünscht definiert wird, das hängt schließlich davon ab, in welche Richtung sich die digitale Welt bewegt: Forum für freien Informations- und Meinungsaustausch oder optimierte Marketing- und Überwachungsstruktur.