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Immer mehr Bereiche unseres Lebens werden von Computertechnik bestimmt
oder zumindest wachsam begleitet. Digitalisierte Informationen, die sich
flexibel speichern, sammeln, durchsuchen, vergleichen, auswerten und schließlich
auch noch filtern lassen, finden sich schon lange nicht mehr nur in der
großen grauen Kiste auf oder unter unseren Schreibtischen - das weiß jedeR.
Aber welches Ausmaß die Digitalisierung von allem und jedem inzwischen
erreicht hat, machen wir uns nur selten klar.
Wo wir stehen und gehen werfen wir überall kleine oder große Datenpakete
ab: beim bargeldlosen Bezahlen ebenso wie bei der Nutzung des Internets.
Und damit nicht genug. Neben diesen mehr oder weniger freiwillig hinterlassenen
Datenspuren, die wir für Interessierte zur Sammlung und Verwertung bereitstellen,
werden noch mehr Informationen von staatlichen und privaten Stellen aktiv
gesammelt. Werkzeuge sind hier beispielsweise Kameraüberwachung und kleine
Informationspakete mit dem putzigen Namen "Cookies". Und auch die bunten
ständigen Begleiter, die fast alle mit sich herumtragen - Mobiltelefone
- sind ungeheuer praktisch. Gegenüber normalen Telefonen haben sie einfach
den Vorteil, dass sie sich nicht nur abhören lassen, sondern auch noch
"wissen", wo wir uns gerade aufhalten.
Und dabei hatte doch eigentlich alles so schön angefangen: Zunächst galt
die "virtuelle Welt" als große Chance. In ihr herrschte eine besondere
Art von Freiheit - freier Gedankenaustausch, freier Zugang zu Informationen
und Meinungen von unten und damit neue Möglichkeiten für Demokratisierung
und linke Bewegungen.
Aber innerhalb weniger Jahre hat sich gezeigt, dass das Internet eben
keine neue "virtuelle Welt" ist, die die Probleme der analogen Welt hinter
sich lassen kann. "Gut und Böse" gibt es hier natürlich genauso. Deswegen
ist die Debatte um das Internet schon immer eine Debatte über die Reichweite
der Freiheit, insbesondere der Meinungsfreiheit. Dabei geht es auch nicht
mehr nur um die Frage, ob Nazi-Internetseiten zensiert werden sollen.
Auch die Freiheit, sich über bestimmte Meinungen zu informieren, ist bedroht.
Denn die Automatisierung hält auch bei der Inhaltskontrolle Einzug. Sie
wird heutzutage vielerorts von Filterprogrammen übernommen, die unerwünschte
Inhalte abwehren sollen. Und was als unerwünscht definiert wird, das hängt
schließlich davon ab, in welche Richtung sich die digitale Welt bewegt:
Forum für freien Informations- und Meinungsaustausch oder optimierte Marketing-
und Überwachungsstruktur.
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