Im Jugend- und Kulturzentrum Conne Island in Leipzig fand im Dezember der BAKJ-Winterkongress unter dem Motto „Schöne neue Welt – Sicherheitsgesellschaft und Perspektiven der Gegenwehr“ statt. Am Freitag starteten die ersten Teilnehmenden mit einem von Thorsten Heinze begleiteten kritischen Stadtteilrundgang durch das linke Viertel Connewitz. Den Eröffnungsvortrag hielt Peer Stolle zum Thema „Sicherheitsgesellschaft im 21. Jahrhundert“. Dieser und das von Peer Stolle als Mitautor herausgegebene Buch zum Thema bildeten die Leitlinie für die anschließenden Vorträge.
Am Samstagmorgen konnten die Teilnehmer*innen von Katika Kühnreich anhand des Beispiels China mehr über Datensammlung und staatliche Bewertungssysteme erfahren. Parallel dazu hielt Kristin Pietrzyk einen Vortrag über die Kriminalisierung von linkem Aktivismus. Die Soligruppe Berlin der Gefangenen-Gewerkschaft/BO beschäftigte sich mit den autoritären Verhältnissen in Gefängnissen als Spiegelbild gesellschaftlicher Strukturen. Bei Copwatch konnten die Teilnehmenden zudem lernen, wie in Polizeikontrollen interveniert werden kann. Im folgenden Slot gab Sophie Scheytt Einblicke in die Arbeit von Seawatch und in rechtliche Handlungsspielräume in der Seenotrettung. Währenddessen diskutierte Markus Baum die Digitalisierung unter gesellschaftstheoretischen Aspekten. Bei der Leipziger Prozessbeobachtung gab es Einblicke in die Verfahren gegen die Rechtsextremisten, die im Januar 2016 Connewitz stürmten. Die Demobeobachtung Leipzig und die Göttinger Gruppe BürgerInnen beobachten Polizei und Justiz stellten zwei Perspektiven von Arbeit der Demobeobachtung vor.
Den Abschluss des Tages bildeten Roberto Nigro zum Thema postdisziplinäre Ordnung der Technologien der Sicherheit, Florian Flörsheimer mit der Entwicklung der Polizei im Spannungsfeld von demokratischem und autoritärem Kapitalismus, sowie Stefan Diefenbach-Trommer über die Aberkennung der Gemeinnützigkeit bei zivilrechtlichen Organisationen. Auch klärten Katika Kühnreich und Freund*innen zu digitaler Selbstverteidigung durch Verschlüsselung auf.
Nach den inhaltlich gut gefüllten und interessanten Workshops konnten Besucher*innen auch in einer Praktiker*innenrunde in unterschiedliche juristische Arbeitsfelder blicken und auf der nächtlichen Party ausspannen. Besonders erfreulich waren die ungewohnt hohen Teilnehmer*innenzahlen und die Aufnahme der neugebildeten Gruppe aus Marburg in den BAKJ. Ein großer Dank gilt dem Conne Island als Veranstaltungsort und dessen vielfachem Support, wie auch dem AKJ Leipzig!