Ob sich die Fangruppierungen „NS-Boys“ oder „Hooligans Nazis Rassisten“ nennen – politische Ambivalenz kann man Teilen der Fanszene des Chemnitzer FC kaum vorwerfen. Letztgenannte Gruppierung wurde Anfang der 90er Jahre von Thomas Haller mitgegründet, der 2019 an Krebs verstarb. Nach dessen Ableben kam es im Stadion zu Trauerbekundungen der dortigen Fanszene.
Doch als wäre es nicht problematisch genug, wenn Teile der Fanszene sich im Stadion zu jemandem bekennen, der eine Gruppe von Nazihools gegründet hat, jubelte auch der damalige Chemnitzer Stürmer und Mannschaftskapitän Daniel Frahn während des Spiels mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Support your local Hools“. Mit dem Verkauf des T-Shirts sollte Geld für den erkrankten Haller gesammelt werden.
Die Süddeutsche Zeitung berichtete, dass der Verein Frahn hierfür abgemahnt habe.[1] Dieser distanzierte sich von rechtsradikalem Gedankengut und behauptete, von den politischen Implikationen des hochgehaltenen T-Shirts nichts gewusst zu haben.
Als er jedoch verletzungsbedingt nicht spielen konnte, besuchte Frahn als Zuschauer ein Spiel seines Vereins – zusammen mit mehreren Chemnitzer Neonazis, die der Ultras-Gruppierung „Kaotic“ angehören sollen. Dabei soll er, wie das Fußballmagazin 11 Freunde berichtet, ein T-Shirt mit der Aufschrift „Titten zeigen für Karl-Marx-Stadt“ getragen haben. Zwei Tage später erfolgte die fristlose Kündigung durch den Chemnitzer FC.[2] Frahn habe dem Image des Vereins schweren Schaden zugefügt.
Daraufhin forderte er eine Abfindung von 240 000 Euro, klagte und gewann. Der Abmahnung des Chemnitzer FC habe die Warnfunktion gefehlt und der Verein habe sich inkonsequent verhalten, weil er in anderen Fällen keine ebenso klare Abgrenzung gegen rechts vorgenommen habe. Zum Beispiel arbeite der Stadionsprecher, der bei besagtem Spiel 2019 Lobreden auf Thomas Haller gehalten hatte, noch immer für den FC. Auch sei geduldet worden, dass zwei der mit Frahn bekannten Rechtsradikalen bei einer Aufstiegsfeier in der Kabine mitgefeiert hätten.[3] Hinzu komme, dass Frahn sich nie rechtsradikal geäußert habe.
Zu einer vom Chemnitzer FC angekündigten Berufung kommt es nicht, denn die beiden Parteien haben sich außergerichtlich geeinigt: Frahn wird von seinem alten Verein Babelsberg 03 übernommen – einem Verein mit einer dezidiert linken Fanszene.[4] Fans der BSG Chemie Leipzig fanden dazu bei einem Spiel gegen Potsdam am 2. Februar 2020 klare Worte. Auf Transparenten war zu lesen: „Im Abstiegskampf ist jedes Mittel rechts“ und „SVB – Ein Fußbreit den Faschisten“.[5]
Unabhängig von einem möglichen Fehlverhalten des Chemnitzer FC bleibt juristisch der unerfreuliche Eindruck zurück, dass ein Fußballverein Spieler auch dann nicht entlassen kann, wenn diese in Begleitung von Faschisten Spiele ihres eigenen Vereins besuchen und somit diesen im Verein den Rücken stärken. Kein gutes Signal für eine antifaschistische Fußballkultur.
[1] https://www.sueddeutsche.de/sport/chemnitzer-fc-daniel-frahn-kuendigung-urteil-1.4719435 .
[2] https://11freunde.de/artikel/der-fall-daniel-frahn/1373147 .
[3] https://www.sueddeutsche.de/sport/chemnitzer-fc-daniel-frahn-kuendigung-urteil-1.4719435 .
[4] https://11freunde.de/artikel/der-fall-daniel-frahn/1373147?komplettansicht= .
[5] https://www.faszination-fankurve.de/index.php?head=Daniel-Frahn-Heim-ins-Reich&folder=sites&site=news_detail&news_id=21368&gal_id=3937&bild_nr=1 .